Potenzialausschöpfung bei Armen und Geringqualifizierten - Nicht alle Bundesländer nutzen ihre Möglichkeiten
Die Bundesländer nutzen ihre Potenziale zur Weiterbildung armutsgefährdeter und geringqualifizierter Menschen sehr unterschiedlich. Während die meisten Länder ihre Weiterbildungspotenziale für Geringqualifizierte und Arme ausschöpfen, bleiben andere deutlich unter ihren Möglichkeiten. Und selbst eine hohe Potenzialausschöpfung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Teilnahmequoten bei Armen und Geringqualifizierten im Vergleich zur restlichen Bevölkerung durchgehend niedrig sind.
Weiterbildungserwartungen in den meisten Ländern erfüllt
In elf Bundesländer lag 2015 die Weiterbildungsbeteiligung Geringqualifizierter über den für sie zu erwartenden Werten. Einzig im Saarland entsprach die Beteiligung fast genau den Erwartungen. Weit darüber lagen Sachsen-Anhalt und Bremen: Mit 143,6 Prozent bzw. 137,8 Prozent zeigten sie eine vergleichsweise hohe Potenzialausschöpfung. Sachsen-Anhalt verzeichnete zudem die deutschlandweit höchste Beteiligung: 2015 nahm hier fast jeder elfte Geringqualifizierte zwischen 25 und 54 Jahren an Weiterbildung teil. Hinter Sachsen-Anhalt und Bremen folgen mit etwas Abstand Rheinland-Pfalz, Thüringen, Sachsen und Schleswig-Holstein.
Länder mit Handlungsbedarf
Deutlich hinter den Erwartungen zurück bleiben die Länder Hamburg, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Sie schöpfen nicht nur ihre Potenziale unzureichend aus, sondern liegen (zusammen mit dem Saarland) auch bei der Teilnahmequote für Geringqualifizierte deutlich zurück. Sowohl die Weiterbildungsbeteiligung als auch die Potenzialausschöpfung sind in ihrem Fall unterdurchschnittlich. Doch nicht nur das signalisiert Handlungsbedarf. In den genannten Ländern verlaufen auch die Trends negativ. Potenzialausschöpfung und Teilnahmequoten sind in fast allen Fällen von 2014 auf 2015 gesunken. Besonders verschlechtert hat sich Hamburg: Während die Potenzialausschöpfung der Hansestadt 2014 noch über den Erwartungen lag (107,3 Prozent), rutschte sie 2015 auf den bundesweit niedrigsten Wert (80,2 Prozent).
Ausgesprochen positiv entwickelt hat sich hingegen das Saarland. Dort stieg die Potenzialausschöpfung im gleichen Zeitraum von 56,0 Prozent auf 100,3 Prozent. Ebenfalls positiv verliefen die Entwicklungen in Rheinland-Pfalz, Berlin und Schleswig-Holstein. Während Rheinland-Pfalz und Berlin im Jahr 2014 noch unter ihren Erwartungen lagen, konnten sie 2015 ihren statistischen Erwartungswert übertreffen.
Deutlichere Heterogenität bei Armen
Noch größer ist die Spannweite bei der Potenzialausschöpfung der Armen. Hier liegt Bremen mit 163,2 Prozent vorne, während Sachsen-Anhalt mit 76,4 Prozent sein Potenzial am wenigsten nutzt. Auch Berlin, Niedersachen, das Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg nutzen ihre Potenziale nicht voll aus. Hier besteht Handlungsbedarf, da sich in diesen Ländern weniger armutsgefährdete Menschen weiterbilden, als zu erwarten wäre. Eine positive Bilanz bei der Potenzialausschöpfung ziehen neben Bremen auch Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg mit Werten von jeweils über 120 Prozent.
Sehr positive Trends verzeichneten von 2014 auf 2015 Rheinland-Pfalz (von 105,0 auf 133,2 Prozent) und das Saarland (von 64,3 auf 87,8 Prozent). Deutlich negativ verlief hingegen die Entwicklung in Hessen: Hier nahm die Potenzialausschöpfung für den armen Teil der Bevölkerung um mehr als 20 Prozentpunkte ab. Mit zuletzt 127,7 Prozent liegt das Bundesland aber immer noch oberhalb der statistischen Erwartung.