Weiterbildungsteilnahme – Länder und Kreise unterscheiden sich deutlich

Bundesweit nahmen 2015 durchschnittlich 12,2 Prozent der Bevölkerung an Weiterbildungen teil. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das eine positive Entwicklung. Zwischen 2012 und 2014 war die Beteiligung noch gesunken. Mit Ausnahme des Saarlands weichen die Quoten der Bundesländer vergleichsweise moderat vom bundesweiten Durchschnitt ab. Ganz anders die Situation auf Kreisebene: Hier bestehen deutliche Differenzen. So reicht die Spannweite der Weiterbildungsbeteiligung auf kommunaler Ebene von 2,3 bis 22,7 Prozent.


Weiterbildungsquote in den Bundesländern reicht von 7,8 bis 15,3 Prozent

2015 nahmen 12,2 Prozent der bundesdeutschen Wohnbevölkerung über 25 Jahre an Weiterbildung teil. In den meisten Bundesländern streuen die Teilnahmequoten moderat um diesen Durchschnittswert. Am geringsten ist die Beteiligung im Saarland: Mit 7,8 Prozent ist die Teilnahmequote hier nur halb so groß wie in Baden-Württemberg, dem weiterbildungsstärksten Bundesland (15,3 Prozent). Auch Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen zeichnen sich durch eine vergleichsweise starke Weiterbildungsbeteiligung aus (13,7 Prozent; 13,2 Prozent bzw. 13,1 Prozent).

Während Hamburg mit einer Quote von 12,1 Prozent fast dem Bundesdurchschnitt entspricht, fällt die Weiterbildungsbeteiligung in den beiden anderen Stadtstaaten Berlin und Bremen eher unterdurchschnittlich aus (jeweils 10,5 Prozent). Gleiches gilt für das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen (10,7 Prozent). Tendenziell ist die Weiterbildungsbeteiligung im Westen stärker als im Osten und im Süden stärker als im Norden. Besonders hervor sticht Baden-Württemberg: Zwischen 2012 und 2015 verzeichnet das Bundesland in jedem Jahr die deutschlandweit höchste Teilnahmequote. 


Stärkster Anstieg in Sachsen, stärkster Rückgang im Saarland

Die Weiterbildungsbeteiligung in den Ländern entwickelte sich zwischen 2012 und 2015 sehr unterschiedlich: Fast jedes Land verzeichnete sowohl positive als auch negative Quotenverläufe. In Brandenburg nahm die Weiterbildungsbeteiligung über den gesamten Zeitraum konsistent ab. Eine der positivsten Entwicklungen zeigt Sachsen: Während 2012 die Weiterbildungsbeteiligung noch deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt lag, verbesserte sich das Bundesland bis 2015 stetig auf überdurchschnittliche 13,1 Prozent. Alle anderen Länder verzeichneten zwischen 2012 und 2014 zumindest in einem Jahr negative Trends. 

Schlusslicht ist auch bei dieser Entwicklung das Saarland: Von 2014 bis 2015 musste es unter allen Bundesländern den stärksten Rückgang bei der Weiterbildungsbeteiligung verbuchen. Der zweitstärkste Rückgang erfolgte in Hamburg – die Hansestadt rutschte damit unter den bundesweiten Durchschnitt. Neben Hamburg und dem Saarland haben sich zwischen 2014 und 2015 auch Hessen, Brandenburg und Thüringen negativ entwickelt. Positiv verliefen hingegen die Trends in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern.


Kreise unterscheiden sich stark

Deutlicher als bei den Bundesländern streut die Weiterbildungsbeteiligung auf Kreisebene. In Bentheim, Prignitz, Schwabach und Lindau nimmt beispielsweise nur rund jeder 33. Einwohner an Weiterbildung teil. In Landsberg am Lech, Würzburg, Darmstadt und Pfaffenhofen hingegen ist es mehr als jeder Fünfte. Beim Vergleich mit den Vorjahren werden auch strukturelle, dauerhafte Unterschiede sichtbar. Kreise mit einer offensichtlich strukturell bedingten, dauerhaft niedrigen Weiterbildungsbeteiligung sind die Grafschaft Bentheim, Prignitz, Euskirchen und Aachen. Von 2012 bis 2015 weisen diese Kreise kontinuierlich geringe Beteiligungsquoten aus.

Anders die Situation in Darmstadt, Landsberg, Mainz, Würzburg, Pfaffenhofen, Münster oder Erfurt: Sie gehören deutschlandweit zu den strukturell starken Kommunen (im Mittel 2012 bis 2015). Mit Erfurt befindet sich auch eine ostdeutsche Stadt in der Spitzengruppe. Wie weit die Kommunen in Deutschland insgesamt auseinanderliegen, zeigen Landsberg am Lech und die niedersächsische Grafschaft Bentheim. Mit einer Beteiligungsquote von fast 23 Prozent nahmen in der bayerischen Kreisstadt 2014/2015 (anteilsmäßig) zehnmal so viele Menschen an Weiterbildung teil wie in der Grafschaft.


Große Varianz auch innerhalb der Länder

Die Teilnahmequoten auf Landesebene ergeben ein nur undifferenziertes Bild von der Weiterbildungsbeteiligung der deutschen Wohnbevölkerung. Ein Blick auf die kommunale Ebene macht deutlich, dass innerhalb der Bundesländer Unterschiede bestehen, die wesentlich größer sind als zwischen den Bundesländern. So auch in Bayern: Hier gibt es Kommunen, die bundesweit zu den weiterbildungsstärksten gehören sowie Kommunen, die die geringsten Beteiligungsquoten aufweisen. Die Spanne der Weiterbildungsquoten auf Kreisebene ist somit groß: In Bayern reichte sie 2014/2015 von 3,0 Prozent in Schwabach bis hin zu 22,7 Prozent in Landsberg am Lech. Vergleichbare Beispiele finden sich in jedem Bundesland.

So wie die Teilnahmequoten selbst verläuft auch deren Entwicklung zwischen 2012/2013 und 2014/2015 in den Kreisen sehr unterschiedlich. Am stärksten zugenommen hat die Weiterbildungsbeteiligung in Sachsen: Die meisten Kreise entwickelten sich positiv. Den größten Rückgang an Weiterbildungsbeteiligung verzeichnete das Saarland: Hier verlief der Trend in den meisten Kreisen negativ. Die bundesweit deutlichsten Rückgänge gab es in vergleichsweise starken Kommunen wie Ulm, Main-Taunus und Kassel. Die größten Zuwächse erzielten dagegen eher schwache Regionen wie zum Beispiel Fürstenfeldbruck (von 3,4 auf 9,5 Prozent), Zweibrücken (von 6,9 auf 10,8 Prozent) und Starnberg (von 8,7 auf 15,3 Prozent). 

Gerade die Entwicklung dieser Kommunen ist ein positives Signal für alle Kreise, die derzeit noch eine geringe Weiterbildungsbeteiligung aufweisen: Geringe Teilnahmequoten sind nicht in Stein gemeißelt. So wie starke Kommunen jederzeit wieder zurückfallen können, können sich schwache Kommunen in wenigen Jahren nach vorne entwickeln. Das gelingt jedoch nur in Zusammenarbeit der regionalen Akteure aus Politik, Wirtschaft, Arbeits- und Kommunalverwaltung sowie vonseiten der Weiterbildungsträger. Sie müssen die Potenziale ihrer Kommune erkennen, nutzen und fördern.

Eine Kommune, die das geschafft hat, wird in einer der Fallstudien aus dem letzten Weiterbildungsatlas beschrieben: So ist es dem thüringischen Landkreis Sonneberg gelungen, für seine Einwohner ein vielfältiges Weiterbildungsangebot aufrechtzuerhalten – trotz starkem Bevölkerungsrückgang in der Region. Besonders die Gruppe der 18- bis 50-Jährigen hatte stark abgenommen. Kein Grund für den Landkreis, sein Weiterbildungsangebot zu reduzieren. Im Gegenteil, es wurde sogar optimiert und dem Qualifizierungsbedarf vor Ort noch besser angepasst. Ausschlaggebend dafür war – unter anderem – die gute Kommunikation zwischen den einzelnen Weiterbildungsanbietern. 


Downloads

Broschüre Deutscher Weiterbildungsatlas

Die Broschüre liefert eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse des dritten Deutschen Weiterbildungsatlas.

herunterladen
PDF-Datei, 7,56 MB

Karten zu weiteren Indikatoren können Sie unter "Interaktive Karten" abrufen.