Starnberg

Hoher Bildungsstand, anspruchsvolle Weiterbildungen                   

Der Landkreis Starnberg nahe München weist die höchste Anzahl an privatwirtschaftlichen Weiterbildungsanbietern in ganz Deutschland auf. Das ist deshalb interessant, weil der letzte Atlas ergab, dass privatwirtschaftliche Weiterbildungseinrichtungen in Westdeutschland nur unterdurchschnittlich vertreten sind[1]. Was also zeichnet eine durch privatwirtschaftliche Angebote geprägte Region im Westen aus?

 

[1] Dies gilt für die nach Größe gewichteten Weiterbildungseinrichtungen. In diesem Atlas zeigte sich ohne diese Gewichtung, dass im Westen mehr privatwirtschaftliche Einrichtungen tätig sind als im Westen. Ergo: Im Westen viele kleine, im Osten wenige große Anbieter.


Lebenswertes Umfeld im Speckgürtel von München

14 Gemeinden sowie die Stadt Starnberg bilden den Landkreis Starnberg in Oberbayern. Wie in kaum einer anderen Kommune Deutschlands verbinden sich hier die Vorzüge eines naturnahen Umfeldes (mit hohem Freizeit- und Erholungswert) mit den Vorteilen eines benachbarten Ballungsraumes: München. Hinzu kommt eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur: Autobahnen, Ober- und Mittelzentren sowie Flughafenanbindung sind teils deutlich schneller zu erreichen als im Landes- und Bundesdurchschnitt.   

 

Rund 131.000 Einwohner zählte der Landkreis Starnberg im Jahr 2013. Das ist ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Jahr 2007 – etwas mehr als der leichte Zuwachs in Bayern und konträr zum rückläufigen Bundestrend. Aber auch in Starnberg verschieben sich im Zuge des demografischen Wandels die Altersstrukturen. Das geschieht allerdings in geringerem Umfang als in vielen anderen Kommunen. So stieg der Anteil der über 65-Jährigen zwischen 2007 und 2012 von 21 auf 23 Prozent. Der Anteil der 18- bis unter 50-Jährigen sank dagegen von 42 auf 39 Prozent. Im Landkreis Starnberg leben viele Familien: Kinder und Jugendliche bis unter 18 Jahre machten im Jahr 2012 insgesamt 18 Prozent der Bevölkerung aus (-1 Prozent seit 2007). Mit einem Durchschnittsalter von 43,7 Jahren liegt die Starnberger Bevölkerung rund ein Jahr über dem bayerischen Durchschnitt und knapp über dem Bundesmittel.


Besonders auffällig ist das gute schulische und berufliche Bildungsniveau

33,8 Prozent der Starnberger haben die Hochschulreife. Das liegt weit über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Zum Vergleich: In Bayern sind es 26,6 Prozent und in ganz Deutschland haben nur 20,4 Prozent der Bevölkerung das Abitur. Ebenso augenfällig ist der Anteil der Einwohner mit Hochschulabschluss (15,1 Prozent). Das ist fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Und mit 4,6 Prozent wohnen im Landkreis Starnberg fast vier Mal so viele Promovierte wie in Gesamtdeutschland. Die Anzahl der Menschen mit abgeschlossener Lehre liegt unter dem Bundes- und Landesschnitt. Dies gilt auch für den Anteil der Einwohner ohne Schulabschluss und ohne Berufsabschluss.

 

Das hohe Bildungsniveau schlägt sich in den verfügbaren Einkommen nieder: Von 2007 bis 2012 stieg es von 30.031 Euro auf 33.337 Euro. Das sind 50 Prozent mehr, als im Vergleich zum deutschen Durchschnittshaushalt. Dass die Bruttowertschöpfung im Vergleichszeitraum entgegen dem bundes- und landesweiten Trend um 5 Prozent zurückgegangen ist, scheint der hohen Dichte im Dienstleistungssektor geschuldet: Möglicherweise hat hier die Finanzkrise nachhaltiger gewirkt als in Regionen, die stärker im produzierenden Gewerbe aufgestellt sind. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt steht der Landkreis ausgesprochen gut da: Eine Arbeitslosenquote von 2,8 Prozent im Jahr 2012 bedeutet Vollbeschäftigung.


Anspruchsvolle Weiterbildungen für ein nationales und internationales Publikum

Das berufliche Weiterbildungsangebot im Landkreis präsentiert sich ähnlich wie die überdurchschnittlich hoch qualifizierte Bevölkerung: Alleine drei DAX-Unternehmen haben hier ihre Schulungszentren für Fach- und Führungskräfte. Hinzu kommen Weiterbildungszentren aus dem Bereich der Luftfahrt und der wissenschaftlich-technischen Weiterbildung. Auch die Angebote der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit richten sich seit mehr als 30 Jahren an Führungskräfte. 

Die hoch qualifizierte Klientel dieser Weiterbildungsinstitute kommt überwiegend aus anderen Regionen Deutschlands sowie aus dem Ausland. Der Landkreis Starnberg bietet somit anspruchsvolle Weiterbildungsmöglichkeiten, die aber nur vordergründig zur örtlichen Bevölkerung zu passen scheinen. Bei näherer Betrachtung scheinen diese Angebote aber von geringer Relevanz für die örtliche Bevölkerung. Das spiegelt auch die vergleichsweise niedrige Weiterbildungsbeteiligung wieder. Für die deutlich überdurchschnittliche Präsenz exklusiver privater Weiterbildungseinrichtungen spielen verschiedene Aspekte eine Rolle: die exponierte Lage des Landkreises, eine auch unter touristischen Gesichtspunkten attraktive Region, die direkte Nachbarschaft zu München sowie die sehr gute Erreichbarkeit per Auto und Flugzeug. 

 

Berufliche Qualifizierung für Ungelernte oder Niedrigqualifizierte spielt dagegen im Landkreis Starnberg eine eher untergeordnete Rolle. Interessenten können bei Bedarf allerdings auf umfassende Angebote in München zurückgreifen.

Schwerpunkte der bildungspolitischen Ausrichtung vor Ort sind Angebote für Kinder und Jugendliche („Initiative Bildungsregion in Bayern“) sowie Kooperationen zwischen Weiterbildung und Wirtschaft. Hier kooperieren verschiedene nicht-gewinnorientierte Akteure bei der Gestaltung der Angebote. Sowohl ein zentrales Bildungsportal als auch eine anbieterunabhängige Bildungsberatung sucht man im Landkreis bislang vergeblich. Ein Familien- und Bildungsportal des Landkreises ist im Aufbau.


Hochwertige Weiterbildungsmöglichkeiten auch für die Bevölkerung schaffen

Der Landkreis Starnberg ist geprägt durch eine hochwertige Weiterbildungslandschaft innerhalb einer wohlhabenden und sehr gut gebildeten Umgebung. Die hohe Konzentration an Weiterbildungszentren geht vor allem darauf zurück, dass hier im Speckgürtel Münchens Großkonzerne ihre eigenen Führungskader weiterbilden und andere Institute sich auf Kunden aus ganz Deutschland sowie auch dem Ausland konzentrieren. Weiterbildungsstrategien für die eigene Bevölkerung im Landkreis scheinen angesichts extrem geringer Arbeitslosigkeit und wenig Geringqualifizierter zweitrangig zu sein. 

Angesichts hervorragender Voraussetzungen in der Infrastruktur schlummert hier dennoch ein enormes Potenzial, um lebenslanges Lernen auch für die Gesamtbevölkerung vor Ort stärker zu aktivieren. Um dies zu erreichen und um die bisher sehr niedrige Teilnahmequote zu steigern, braucht es wahrscheinlich mehr Weiterbildungsangebote, die den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen. Eine bessere Vernetzung und unabhängige Beratungen könnten den Zugang zu solchen Angeboten fördern. 


Studie Deutscher Weiterbildungsatlas

Die Broschüre des Deutschen Weiterbildungsatlas bietet Ihnen alle zentralen Ergebnisse und Zusammenhänge in kompakter Form. Neben den Berichten mit der Einordnung der Ergebnisse, finden Sie hier alle wichtigen Karten und Grafiken. Darüber hinaus finden Sie hier auch die Kurzfassungen der Fallstudien sowie Ausführungen zur Methodik.
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Kapitel Fallstudien

Kurzfassung der Fallstudien aus dem zweiten Deutschen Weiterbildungsatlas (Auswertungszeitraum 2012/2013).
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